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19 | 04 | 2024

Die Glocken

Die Johannesglocke

Das Geläut der Kirche besteht aus zwei Glocken. Nach Fertigstellung der Kirche im Jahre 1930 konnte wegen fehlender Mittel keine Glocke käuflich erworben werden. Daher wurde der Vorschlag der Glockengießerei Otto aus Hemelingen bei Bremen gerne angenommen, eine dort am Lager befindliche Glocke zu leihen. Sie wurde 1924 gegossen, wiegt 800kg, hat einen Durchmesser am Bord von 109 cm und verfügt über den Hauptschlagton fis‘. Diese Johannesglocke besitzt keinen nach außen aufgebogenen gewölbten Rand, sondern der Kegel endet unten glatt an einem scharfen Rand. Erst 1947 kam sie durch Kauf (3.800,- Reichsmark) in den Besitz der Kirchengemeinde, die bis zu ihrer Erhebung zur Pfarre 1950 unter der Verwaltung von St. Nikolaus stand.

Marien-Glocke

Die zweite Glocke übernahm die Kirchengemeinde 1952 in Patenschaft. Von den im Zweiten Weltkrieg aus ganz Deutschland für Rüstungszwecke beschlagnahmten Glocken befand sich bei Kriegsende eine übergoße Zahl in einem Lager bei Hamburg. Glücklicherweise war es nicht mehr dazu gekommen, sie einzuschmelzen. So konnte die Rückführung in ihre Heimatkirchen erfolgen, bis auf jene Glocken, die aus den ehemals Ost-Gebieten jenseits der Oder-Neiße-Grenze stammten. Das waren allein 700 Glocken aus katholischen Kirchen. Um weitere Lagerkosten und Bewachungsgelder zu sparen und diese Glocken durch geregelten Gebrauch vor Schaden und Verlust zu sichern, wurde eine Ausgabe an Patengemeinden notwendig. Die Verteilung erfolgte in der Weise, dass Glocken aus katholischen Kirchen auf Antrag katholische Kirchengemeinden erhielten, aus evangelischen Kirchen evangelische Kirchengemeinden. Der Verteilungsplan der Glocken wurde von der Fuldaer Bischofskonferenz und vom Rat der Evangleischen Kirche in Deutschland im Einvernehmen mit den Ordinariaten und Landeskirchenbehörden aufgestellt.
St. Karl Borromäus beantragte ebenfalls eine Patenschaft, unter Anerkennung der damit verbundenen Verpflichtungen betr. Unterhalt, Pflege, Wartung, die vom „Ausschuss für die Rückführung der deutschen Glocken“ in zwei Merkblättern aufgefürt sind.
Nach Tonprüfung und Festlegung der Tonanalyse unserer fis‘-Glocke, wurde unserer Kirche 1952 vom Erzbischöflichen Generalvikariat eine gotische Glocke aus der Stadtkirche in Schönau a.d. Katzbach/Schlesien zugesprochen. Diese Glocke, die Marien-Glocke, die sich im Zwischenlager der Fa. Cretschmar in Düsseldorf befand, wurde 1521 gegossen, hat einen Durchmesser am Bord von 129,9 cm, ein Gewicht von 1550 kg und den Hauptschlagton es‘.
Beide Glocken läuten gemeinsam zu den Gottesdiensten. Die es‘-Glocke läutet alleine mit je dreimal drei Schlägen morgens um 8 Uhr, mittags um 12 Uhr und abends um 19 Uhr den „Engel des Herrn“ ein, die Fortsetzung übernimmt die hellere Glocke. Ebenfalls alleine läutet die tiefere Glocke freitags um 15 Uhr zur Sterbestunde des Herrn.
Erst mit Aufhängung der zweiten Glocke wurde die Herforder elektrische Läutemaschine „VOCO“ angeschafft. 22 Jahre lang mussten Küster oder Messdiener vor jeder Messe, Andacht, Christenlehre (sonntags sieben mal!) im Turm das Glockenseil ziehen.
Zur Einweihung der Schönau-Glocke kamen aus der alten Heimat geflüchtete bzw. ausgewiesene Gläubige, die im Westen Deutschlands ein neues Zuhause gefunden hatten. Der Pfarrer der Stadtkirche Schönau, damals in der Diözese Paderborn tätig, hatte bei seinen Nachforschungen vom Verbleib „seiner“ Glocke erfahren und seine ehemaligen Pfarrangehörigen, deren Adressen er kannte, benachrichtigt. Darunter waren auch Frau Hedwig Ruffer, wohnhaft in Haan-Gruiten. Sie erinnerte sich gut an die kirchliche Feier in St. Karl Borromäus und die anschließende Einladung zu Kaffee und Kuchen im Pfarrheim. Sie hatte sich im Herbst 1995 zu einem Besuch im Pfarrhaus angemeldet und kam mit einer Bekannten aus Schlesien nach Sülz, um noch einmal ihre alte Glocke läuten zu hören.

 

Text-Übersetzung der Marien-Glocke:
Sei gegrüßt Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir, Gelobte
Heilige Maria Heilige Candrina
Heiliger Johannes Bitte(t) für uns 1521


 

Text-Übersetzung der Johannes-Glocke:
Heiliger Johannes, Christus Geliebtester, bitte für uns. Durch(dringe) mit dieser Glocke Klang die Ohren und die frommen Liebenden der Sitten, dass sie untereinander seien in gegenseitiger Liebe. Cora, uns zur Tafel singend/rufend, die mir voraus ging, gegossen im Jahr des Herrn 1869
Von Christian Claren in Sieglar mit Mitteln der Kirche zu Bremna unter dem hochwürdigen Herrn Pfarrer Johannes Schumachers, wurde im schwersten, allerlängsten Kriege, in dem sich alle Völker der Welt auf Leben und Tod bekämpften, dem Vaterland gegeben im Jahre des Herrn 1917. Nach Jahren wurde als Ersatz ich gegossen im Jahre des Herrn 1924 unter dem hochwürdigen Pfarrer Heinrich Kaemmers von dem Glockengießer Otto in Hemelingen.